Nach dem Kohleembargo gegen Russland und als Folge des Atomausstiegs musste Deutschland sich nach neuen Energielieferanten umsehen. Steinkohle aus Kolumbien kam da gerade recht, der Import boomt wie nie zuvor. Aber der Abbau ist umstritten.
Ex-Guerillero Gustavo Petro könnte neuer Präsident Kolumbiens werden. Nicht nur im Land selbst käme das einer Revolution gleich. Auch den Westen kann die Entscheidung nicht kaltlassen: Die Machtverhältnisse auf dem Kontinent würden sich verschieben – zugunsten Chinas und Russlands.
Die kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourt war einst die berühmteste Geisel der Welt. 20 Jahre nach ihrer Entführung ist sie nun erneut eine wichtige politische Figur. Mit WELT sprach sie über die Furcht vor einer Linksdiktatur, den Krieg um die Drogen und die Rettung des Regenwaldes.
Trotz der Pandemie häufen sich in Kolumbien Morde an Menschenrechtlern und neue Massaker sorgen für Angst und Schrecken. Die Regierung bekommt die Gewalt nicht in den Griff – oder will es vielleicht gar nicht?
Die Zahlen sind verheerend: Elizabeth Betancurt Garcia ist das vorerst letzte Opfer, das die Menschenrechtsorganisation Indepaz in Kolumbien in ihrer Mordstatistik des Jahres 2020 führt. Die Kommunalpolitikerin trägt die Nummer 292 – so viele Menschenrechtsverteidiger wurden seit Jahresbeginn in dem südamerikanischen Land umgebracht. Betancurt wurde am 11. November in der Provinz Antioquia erschossen und gehörte einem kommunalen Frauen-Netzwerk an. Den kompletten Beitrag hier lesen.
Iota und Eta hinterlassen in Mittelamerika Verwüstung und eine politische Debatte. Guatemalas Präsident befürchtet neue Migrationsbewegungen. Nicaragua fordert Klima-Gerechtigkeit. Von Tobias Käufer
Schwere Zerstörungen auf Karibikinsel San Andres y Providencia. Foto: Presidencia
Die Zahlen drücken nur annähernd aus, was die Menschen in Mittelamerika derzeit durchmachen müssen: Erst wurden durch Sturm „Eta“ 200 Menschen getötet und 4,9 Millionen Menschen direkt oder indirekt von den katastrophalen Auswirkungen getroffen. Dann folgte „Iota“ mit Windgeschwindigkeiten von 250 Kilometern pro Stunde.
Corona-Gefahr in überfüllten Notunterkünften
Er zerstörte unter anderem über 90 Prozent der Infrastruktur auf der kolumbianischen Karibikinsel San Andres y Providencia. Dann zog der Hurrikan weiter Richtung Mittelamerika. Dort sind auch Tage danach noch längst nicht alle Schäden beziffert, weil immer noch Gemeinden in Nicaragua und Honduras von der Außenwelt abgeschnitten sind. Hier weiterlesen.
Carlota Isabel Salinas hat ihre Quarantäne nicht überlebt. Wie fast alle Kolumbianer befolgte die engagierte Frauenrechtlerin die Anordnungen der Behörden und wollte sich nach Ausbruch der Corona-Pandemie in die eigenen vier Wände zurückziehen. Ihre Killer hatten leichtes Spiel. In den Abendstunden des 24. März wurde Salinas direkt vor ihrer Wohnung im Dorf San Pablo im nordkolumbianischen Bundesstaat Bolivar erschossen. Salinas war Frauenrechtlerin der Nichtregierungsorganisation Femenina Popular. Ihr Engagement für soziale Gerechtigkeit in der Unruheprovinz war ihren Gegnern ein Dorn im Auge. Hier weiterlesen
Die venezolanische Flüchtlingskrise belastet die Beziehungen zum Nachbarland Kolumbien.
Von Tobias Käufer, Bogota, für die Badische Zeitung.
Die katastrophale Versorgungs- und Sicherheitslage in Venezuela treibt täglich Tausende Menschen über die Grenze ins Nachbarland Kolumbien. Offiziell leben dort derzeit 550 000 Venezolaner. Doch die Dunkelziffer ist hoch. Es kommt zu Konflikten mit der einheimischen Bevölkerung.
Schon die Botschaften unterscheiden sich dies- und jenseits der legendären Grenzbrücke Simon Bolívar im kolumbianischen Grenzstädtchen Cucuta. Auf venezolanischer Seite ermahnt ein Plakat zur Disziplinierung: Hier wird nicht schlecht über den 2013 verstorbenen Revolutionsführer Hugo Chavez geredet, steht dort zu lesen. Auf kolumbianischer Seite heißt es: „Willkommen venezolanische Brüder und Schwestern.“
In Kolumbien drohen die Friedensgespräche mit der marxistischen ELN-Guerilla zu scheitern. Stattdessen sorgt eine Drohung der Rebellen unter der Zivilbevölkerung für Unruhe.
Vor ein paar Tagen explodierten in Kolumbien wieder einmal die Bomben. Bei gezielten Terroranschlägen auf Polizeistationen durch die zweitgrößte Rebellengruppe des südamerikanischen Landes, die marxistische ELN-Guerilla, starben mindestens sieben Polizisten. Mehr als 40 Menschen, darunter auch zahlreiche Zivilisten, wurden zum Teil schwer verletzt. Die Anschläge lösten im ganzen Land Entsetzen und Wut aus.
ELN will Einfluss im Drogenhandel
Denn eigentlich verhandelt die ELN-Führung derzeit mit der Regierung von Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos in Ecuador über einen Friedensvertrag. Sie folgt damit dem Muster der erfolgreichen Gespräche des Staates mit der FARC, der größten Guerillagruppe, die inzwischen einen Friedensvertrag unterschrieb und sich als Partei politisch engagiert. Doch die Gespräche in Quito sind ins Stocken geraten, seit rund um den Jahreswechsel der bilaterale Waffenstillstand endete und es zu neuen Gewaltausbrüchen kam.
Die letzte Lieferung hatte einen Wert von 100 Millionen Euro: 1,2 Tonnen reinstes Kokain. Abflugort war die kolumbianische Touristenmetropole Cartagena, Landeplatz der Flughafen von Bordeaux in Frankreich. Das Transportflugzeug: ein gecharterter Luxusjet.
Von Tobias Käufer, Bogota, für die Tageszeitung „Die Welt“.
Die in der Regel gut informierte Investigativredaktion der kolumbianischen Tageszeitung „El Tiempo“ hat einen neuen Weg nachgezeichnet, den kolumbianischen Drogenkartelle nutzen, um Kokain nach Europa zu schmuggeln. Die Journalisten berufen sich dabei auf Quellen aus der amerikanischen, europäischen und kolumbianischen Drogenfahndung, die einer neuen Vertriebsroute auf die Spur gekommen sind. Das weiße Gold wird neuerdings offenbar in Luxusjets direkt aus Cartagena nach Europa geflogen.
Vor einem Jahr wurde der Friedensvertrag unterzeichnet, die entwaffneten Farc-Rebellen sollten ihren Weg zurück in die Gesellschaft finden. Doch es gibt kaum Perspektiven – und der lukrative Kokainhandel lockt.
Nicht alle FARC-Kämpfer folgen der weißen Flagge der ehemaligen Guerilla-Organisation. Foto: Tobias Käufer
Von Tobias Käufer, Bogota, für die Welt.
Die vielen Regenfälle der vergangenen Wochen lassen die Räder tief in den Matsch einsinken. Die seit einem Jahr versprochene asphaltierte Straße gibt es immer noch nicht. Fast zwei Stunden dauert die Fahrt vom kolumbianischen Provinzstädtchen Mesetas ins Übergangslager „Mariana Paez“ der entwaffneten Guerilla-Organisation Farc im Departement Meta, wenn die Reifen nicht ganz im Morast stecken bleiben.
Gleich nach dem Eingangstor grüßen lebensgroße Pappfiguren der ehemaligen Kommandanten Alfonso Cano und Manuel Marulanda sowie eine Handvoll Propaganda-Plakate. Ein paar Guerilleros kicken in der Mittagspause auf dem Bolzplatz, andere dösen in der Hitze auf den Stühlen vor ihren Hütten.
Statt Aufbruchsstimmung herrscht in Mesetas wie in vielen anderen Lagern Ernüchterung. Das ist für das Jahrhundertprojekt Friedensprozess in Kolumbien eine große Gefahr, denn nicht wenige Rebellen sehnen sich zurück in die Zeit der klaren Marschbefehle und der sicheren Einnahmen aus dem Kokain-Geschäft.